Geschichte:
Im Gasteinertal befindet sich schon seit
langer Zeit ein Gerichtssitz. Der erste Standort war mit hoher
Wahrscheinlichkeit bei dem Schutzturm am Eingang in das Tal auf der
danach benannten Burg Klammstein. Die ersten bekannten, mit dem
Richteramt versehenen Personen waren Wolfen und Heinrich von Klammstein
um 1150 und Sibido von Klammstein 1205. In der Folge wurde die
Gerichtsherrlichkeit durch die Salzburger Erzbischöfe mittels hiezu
eingerichteter Land- und Pfleggerichte ausgeübt. Im Raume des heutigen
Gasteinertales sind für die weitere Gerichtsentwicklung die Namen der
grafschaftsberechtigten Geschlechter der Peilsteiner und deren
Nachfolger der Goldegger interessant (beide hatten das Pfleggericht über
Gastein und Klammstein übertragen bekommen).

Im Jahre 1327 verzichteten die Goldegger auf
die Grafschaft und das Gericht in der Gastein zugunsten der Salzburger
Kirche. Anschließend richtete der Erzbischof die Ämter eines
Landrichters, eines Bergrichters und eines Wechslers ein, welche die
hoheitliche, die richterliche bzw. die bergrichterliche Gewalt besaßen.
Ab 25. August 1573 wurde das Pfleggericht in Gastein auf ein Landgericht
reduziert. Im Jahre 1840 gingen die alten Pflegegerichtssitze in k.u.k.
Bezirksgerichte über.
1855 erfolgte die Errichtung des Bezirksamtes Gastein in Hofgastein, am
12. 1. 1867 die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung zufolge
kaiserlicher Entschließung, sodass das Bezirksgericht in Gastein von da
an nur mehr gerichtliche, aber keine Verwaltungsaufgaben mehr zu
erfüllen hatte.
1873 erfolgte die Abtretung der alten Pflegegerichtsakten an das
Regierungsarchiv in Salzburg.
Letzter
Pfleger war ein gewisser Franz Babitsch von 1847 bis 1859 erster k.u.k.
Bezirksrichter Ludwig Schmidt 1850 - 1854). Das heutige Gerichtsgebäude
ist das ehemalige Badehaus des wohl größten Wohltäters Gasteins,
Ladislaus Pyrker (Ladislaus von Pyrker von Felsö-Eör, Dichter,
Zeitgenosse und Freund Grillparzers, Patriarch von Venedig, Bischof von
Erlau und Abt des Stiftes Lilienfeld). Den zuvor von ihm im Jahre 1827
erworbenen sogenannten "Schottenhof" (das heutige Kurhaus Ferdinand
Hanusch - unmittelbar neben dem Bezirksgericht gelegen), den er zu
seinem Gasteiner Badehaus umbauen ließ, schenkte er im Jahre 1832 Kaiser
Franz I zum Zwecke der Errichtung eines Militär-Kurhauses. Das heutige
Bezirksgerichtsgebäude ließ er sich im selben Jahr als neues Badehaus
errichten. Dieses ging später in den Besitz des Staates über, der in
diesem Gebäude das Pflegegericht (heute Bezirksgericht) unterbrachte.
Bis dahin befand sich das Gericht im in Ortsmitte befindlichen,
mittlerweile denkmalgeschützten Haus "Bräumoser".
Seit 1995 ist beim Bezirksgericht Gastein
ein EDV-Schulungszentrum eingerichtet. Dort wurde auch die
Salzburger Initiative "EDV-Schulung Richter für Richter" umgesetzt.
Neben PC-Grundkenntnissen wurde dabei vor allem der Umgang mit RIS,
Grundbuch und Firmenbuch vermittelt.
Mit 31.12.2002 wurde das Bezirksgericht Gastein
aufgelöst; der Sprengel wurde dem
Bezirksgericht St. Johann zugeschlagen.
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